Der Ruhr Immobilienkongress von IMMOCOM zeigt: Das Ruhrgebiet legt zu und profitiert von seinen Flächen.
„So geht Strukturwandel: Das Ruhrgebiet erfindet sich neu“ lautete der Titel des Auftaktpanels zum Ruhr Immobilienkongress, der ersten rein digitalen Veranstaltung von IMMOCOM. Eröffnet wurde das Panel durch Christoph Dammermann, Staatssekretär des Wirtschaftsministeriums Nordrhein-Westfalen. „Es wird auch eine Welt nach Corona geben“, stellte der gleich zu Beginn seines Vortrags fest. Die Frage, wie wir unsere Immobilien nutzten, sei dann noch nicht vorüber. Von zentraler Bedeutung ist hier die Flächennutzung. „Das Flächenthema ist für ein Wirtschaftsministerium von oberster Relevanz“, betonte Christoph Dammermann. Das Ruhrgebiet hat hier durchaus Vorbildcharakter. Entscheidend sei jedoch, dass man regional beziehungsweise interkommunal denkt. Eine Grenzüberschreitung als Impuls in diesem Sinne zeigt etwa das Projekt Freiheit Emscher der Städte Bottrop und Essen, wo eine ganze Reihe kommunaler Grenzen überwunden werden.
Region braucht Investitionen von außen
Rasmus C. Beck erklärte das Ruhrgebiet mal eben zu Deutschlands größter Stadt – als Bezugsraum. Der Vorsitzende der Geschäftsführung Business Metropole Ruhr GmbH zog Fazit aus den letzten Jahren: „Wir können Kooperation, sie fällt aber nicht vom Himmel, sondern ist ein Prozess, der Zeit braucht.“ Die Metropolregion müsse sich auf ihre Stärken und die Themen besinnen, auf die es ankomme. Die Immobilienwirtschaft zählt er zu den Top-3-Entwicklungsthemen der Region. Diese brauche Investitionen von außen. Jedes Gebäude, das gebaut wird, ist ein Bekenntnis für den Standort und den Glauben an dessen Zukunftsfähigkeit.
Büroflächenentwicklung auf Platz zwei hinter Berlin
Darüber hinaus hatte Rasmus C. Beck einige interessante Zahlen vorzuweisen. Das Investitionsvolumen im „Pott“ ist im Januar 2019 auf 2,8 Milliarden Euro gestiegen. Für 2020 sei aufgrund der Corona-Pandemie eine Delle in der Entwicklung zu erwarten, dennoch stehe man gut da. Das Projektentwicklungsvolumen betrug 7.6 Millionen Quadratmeter. In der Büroflächenentwicklung liegt das Ruhrgebiet deutschlandweit auf Platz zwei hinter Berlin. Die Nettoanfangsrenditen fallen mit 4,2 Prozent im Vergleich zu den A-Standorten allerdings sehr hoch aus. Dies habe jedoch weniger mit einem hohen Risiko als mit den rapide steigenden Spitzenmieten zu tun. Spitzenmieten von 16,50 gebe es mittlerweile in jeder größeren Ruhrgebietsstadt. Beim Einzelhandel wird es infolge von Corona insgesamt zu einer Abwertung kommen. In der Logistik sind die Spitzenmieten noch einmal von 5,20 auf 5,30 Euro pro Quadratmeter gestiegen.
Private Spekulation in Ruhrgebiet noch nicht so stark
Im Podium erzählte Andreas Schulten, dass er gerne von Berlin ins Ruhrgebiet komme. Neben dem politischen sei das Spekulationsklima einer der Gründe dafür. „Private Spekulation ist in deutschen Städten ganz furchtbar geworden“, klagte der Generalbevollmächtigte der bulwiengesa AG. Das Ruhrgebiet sei hiervon noch nicht so stark betroffen und könne noch klug mit Grundstücken umgehen, was ganz wichtig für die regionale Entwicklung sei. Wichtig sei auch, dass nicht nur die öffentliche Hand investiere. „Die Immobilienwirtschaft will wissen, was ihre Peergroup im Ruhrgebiet machen kann.“
„Wenn wir nicht nachhaltig investieren, vernichten wir unser Investitionsgut.“
Auch das Thema Nachhaltigkeit wurde mehrfach angerissen. So bezeichnete sich Christoph Dammermann als großer Freund des Themas, welches er als schlichten ökonomischen Blick betrachtet. So sei etwa die Lebenszykluskosten von Immobilien wie beim Cradle-to-Cradle-Prinzip im Blick zu behalten ökonomisch. Andreas Schulten bestätigte: „Nachhaltigkeit ist das Vermeiden von Risiken. Und ein treibender Faktor. Wenn wir nicht nachhaltig investieren, vernichten wir unser Investitionsgut.“ Das Problem im Ruhrgebiet sei, dass auch immer die Infrastruktur nachhaltig und die Verwaltung gut sein müsse. Als vorbildlich sieht Andreas Schulten hier München und Frankfurt. Das Ruhrgebiet sei aber nah dran. Zum passenden Thema Zukunftsbranchen sagte der Immobilienexperte: „Alles, was mit Internet, Life Science und Nachhaltigkeit zu tun hat, hat Zukunft.“ Für alle drei sind Büros wichtig.
Smarte Quartiere: Projekte mit wissenschaftlich untermauertem Erfolg
Ebenfalls mit Blick in die Zukunft ging es beim anschließenden Panel zum Thema „Smarte Quartiere: Alte Flächen neu gedacht“ weiter. Hier stellten Andree Haack, Beigeordneter für Wirtschaft und Strukturentwicklung der Stadt Duisburg, Christoph Thelen, Geschäftsführer Thelen Holding GmbH, sowie Horst Fischer, Projektleitung IGA Metropole Ruhr 2027, jeweils große Stadtentwicklungsprojekte vor, die die Region nachhaltig prägen und stärken werden. Und zwar mit mitunter wissenschaftlich untermauertem Erfolg: So soll etwa das regionale Großprojekt IGA 2027 als Motor der Stadt-, Tourismus- und Freiraumentwicklung wirken. Eine RUFIS-Studie errechnete aus den direkten Effekten der verschiedenen Maßnahmen und dem daraus resultierenden zusätzlichen Produktionswert einen gesamtwirtschaftlichen Multiplikator von 1,8.