Die Location, in der das Magdeburger Immobiliengespräch am 30. April 2024 stattfand, sorgte für den roten Faden des Abends: IMMOCOM-Geschäftsführer Michael Rücker begrüßte die über 80 Gäste im Stadion des 1. FC Magdeburgs. Peter Pfeffer, stellvertretender Vorsitzender des BFW Landesverbandes Mitteldeutschland, nahm als gebürtiger Magdeburger den Ball als erster auf: „Applaus gibt es für die Auswahl der Location. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Aufstieg in die Zweite Liga, dort werden wir auch bleiben.“ Und der sportliche Aufstieg wiederum wurde mit dem der Stadt Magdeburg verglichen: „Durch die Intel-Ansiedlung weiß jetzt jeder, wo Magdeburg liegt.“
Drei Schwerpunkte hob er für die Zukunft der Immobilienbranche hervor: Die Stadt müsse mehr Flächen zur Verfügung stellen – für Gewerbe und Büro, aber auch für den Wohnungsbau. Ausdrücklich lobte Peter Pfeffer die Bestrebungen, eine nachhaltige Strategie für die Gewerbeflächenpolitik bis in das Jahr 2035 zu entwickeln. Dazu gehört die Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes. Der Ansatz, verstärkt gemischt genutzte Quartiere mit Wohnen und nicht störendem Gewerbe zu entwickeln, sei sehr gut. „Intel hat gezeigt, wozu Politik und Verwaltung in der Lage sind, wenn es darauf ankommt.“ Das solle sich in der Schnelligkeit der Genehmigungsverfahren niederschlagen. Und: Magdeburgs Attraktivität als Ort zum Arbeiten und Leben müsse weiter gesteigert werden.
Neuigkeiten beim Magdeburger Immobiliengespräch 2024: „Erster Spatenstich wird demnächst stattfinden“
Oberbürgermeisterin Simone Borris freute sich, „in ihrem zweiten Wohnzimmer“ zu sein und zeigte sich als FC-Fan. „Magdeburg hat in den vergangenen 30 Jahren eine beachtliche Transformation hingelegt. Nun müssen wir internationaler werden, mit einem liebenswerten Stadtleben“, so die Politikerin. Zudem komme es darauf an, die Vorteile Magdeburgs besser herauszuarbeiten: beispielsweise die ausreichende Anzahl von Kindertagesstätten und Schulen. Für den Südosten gelte es, den Bestand zu entwickeln, dazu sei die Verwaltung mit verschiedenen Eigentümern im Gespräch. Die Stadt habe kaum eigene Gewerbeflächen: „Die, die wir haben, sind nur sehr kostenintensiv zu revitalisieren. Trotzdem wollen wir das angehen.“ Ihr Appell: „Wir müssen für eine nachhaltige Zukunft sorgen.“ Dazu gehöre das Vermeiden von Segregation, ein Klimaprogramm und Mobilität. „Magdeburg ist eine Autostadt. Das können wir nicht schnell und einfach ändern. Es braucht Geduld von allen.“
Intel wolle als Perspektive Nachhaltigkeit leben, das mache sie sicher, dass das Projekt erfolgreich wird. „Der erste Spatenstich wird demnächst stattfinden.“ Carola Schumann, Fraktionsvorsitzende der FDP-Stadtratsfraktion, sagte: „Der ganze Stadtrat steht hinter der Ansiedlung, diese Geschlossenheit gibt es nicht so oft. Wir fühlen uns gut informiert.“ Auch sie zeigte sich optimistisch, dass die Stadtgesellschaft mitgenommen und Intel eine Erfolgsgeschichte werden kann.
Neues Quartier für steigenden Bedarf in Magdeburg
Mit Christian Schauer von der Development Management DLE Land Development GmbH saß ein Vertreter für das derzeit größte Stadtentwicklungsprojekt im Podium. 30 Hektar umfasst es, Einheimische kennen es als Fahlberg-List-Areal. Der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan wurde im September 2022 durch den Stadtrat gefasst. Die frühzeitige Beteiligung der Behörden und Träger öffentlicher Belange zum Vorentwurf erfolgte von Ende 2023 bis Ende Januar 2024. Insgesamt sind fünf Bauabschnitte geplant.
„Es wird ein urbanes Quartier mit einer grünen Achse“, so Christian Schauer. „Wenn ein Riese wie Intel in einer Stadt landet, dann gibt es einen steigenden Bedarf an fast allem.“ Wert legte Christian Schauer darauf, dass das Projekt aber nicht nur für Intel sei, sondern für die gesamte Stadtgesellschaft. „Hier in Magdeburg ist der Wille da etwas zu bewegen.“ Er lobte serielle Termine mit der Verwaltung, bei denen alle Ämter an einem Tisch sitzen. „Jeder muss sich ein bisschen bewegen, dann gibt es auch eine Lösung.“
„Neubau und Bestand müssen gleichberechtigt sein“
Riklef Roehl, Geschäftsführung der Biederitzer Immobilien Projektentwicklungs GmbH, attestierte der Stadtverwaltung „einen angenehmen Prozess“. Im Zoo-Quartier, der Revitalisierung einer ehemaligen Parteischule und eines Wohnhochhauses, entstehen mehrere hundert Wohnungen, insgesamt 35.000 Quadratmeter Mietfläche. In Rage redete sich Riklef Roehl, nachdem er auf die Förderung von Neubau angesprochen wurde: „Alle Bundesländer haben es begriffen, nur Sachsen-Anhalt verweigert sich und fördert keinen Neubau. Das ist nicht zu fassen.“ Wer den Fokus allein auf Bestandssanierungen lege, verschließe sich der Zukunft. „Neubau und Bestand müssen gleichberechtigt nebeneinanderstehen.“
Simone Borris sicherte Unterstützung zu: „Wir müssen transportieren, dass wir sozialen Wohnungsbau brauchen, momentan haben wir eine gute Mischung auf dem Wohnungsmarkt, das muss auch so bleiben. Ich bin dankbar, dass es Investoren gibt, die an der Aufwertung von Stadtteilen mitwirken.“ Thomas Fischbeck, Vorstand bei der MWG-Wohnungsgenossenschaft eG Magdeburg und einer der größten Immobilienplayer, sagte: „Das Spannungsfeld gibt es zwischen Stadt und Land, gab es schon immer.“ Er betonte, dass Abriss nicht die Lösung sein könne und thematisierte die Miethöhen: Immerhin werden etwa 1.500 Wohnungen im Bestand der Genossenschaft unter fünf Euro vermietet. Zudem seien 50 Prozent der Wohnungen in der Landeshauptstadt in genossenschaftlicher und kommunaler Hand. Die energetische Sanierung funktioniere, auch der Ausbau behindertengerechter Wohnungen. „Ich sehe auf dem Markt eine Deckungslücke, die ist aber nicht so groß.“
Impressionen vom Magdeburger Immobiliengespräch 2024
Intel in Magdeburg: „Ansiedlung ist Kompliment für die Region“
Bereits vor der Ansiedlungsentscheidung befand das Team der Junicke Gruppe Magdeburg als einen Standort der Zukunft. Die Experten für Logistik und Light Industrial erwarben ein rund 110 Hektar großes Grundstück in Neugattersleben, 30 Autominuten von Magdeburg entfernt, direkt an der Autobahn A14. „Die Ansiedlung ist ein Kompliment für die ganze Region. Intel konnte aus Standorten in der ganzen Welt wählen. Dass sie hierherkommen, wird der Region einen enormen Aufschwung geben“, sagte Carl Jobst Junicke, Geschäftsführender Gesellschafter der Junicke Gruppe.
Die sieht sich als Begleiter von mittelständischen Unternehmen, „mal beim Wachsen, mal beim Schrumpfen“. Der Boost werde vor allem dem Mittelstand nützen. Auf den hat auch Simone Borris einen besonderen Blick: „Wir dürfen ihn neben der großen Ansiedlung nicht nach hinten schieben und müssen darauf achten, dass er seine Bedeutung nicht verliert.“
Magdeburger Immobiliengespräch 2024: Partner und Sponsoren
Das Magdeburger Immobiliengespräch im April 2024 konnten wir vor allem auch aufgrund unserer großartigen Sponsoren und Partner so erfolgreich präsentieren. Wir wollen uns darum an dieser Stelle herzlich bedanken bei:
IMMOCOM ist in diesem Jahr auch noch in anderen Städten mit Fachveranstaltungen für die Immobilienbranche zu Gast.